DAK-Gesundheitsreport zeigt große Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei Fehltagen sowie im Umgang mit Krankheit
Der Krankenstand in Bayern erreichte im vergangenen Jahr mit 3,6 Prozent den höchsten Wert seit 16 Jahren. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Danach fehlen Frauen im Freistaat häufiger im Job als Männer, fallen jedoch kürzer aus. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr sechs Prozent höher. Die Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen anders krank sind: In Bayern haben Männer 72 Prozent mehr Fehltage bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frauen 59 Prozent mehr bei Krebsleiden.
Nachdem der Krankenstand in Bayern seit dem Jahr 2000 von 3,5 Prozent auf zwischenzeitlich 2,8 Prozent gesunken war, steigt er seit 2006 kontinuierlich auf nun 3,6 Prozent. Damit waren im vergangenen Jahr von 1.000 erwerbstätigen DAK-Mitgliedern durchschnittlich pro Tag 36 krankgeschrieben. Vor allem Erkältungen machten den Menschen zu schaffen. Die Anzahl der Fehltage wegen Atemwegserkrankungen stieg um fast ein Drittel an und verursachte jeden sechsten Fehltag. Für die meisten Ausfalltage waren mit 21 Prozent die sogenannten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenleiden verantwortlich. Krankschreibungen wegen psychischer Leiden nahmen erneut zu und belegten mit einem Anteil von 15 Prozent den dritten Platz. „Der seit neun Jahren ansteigende Krankenstand, der auch auf psychische Erkrankungen zurückzuführen ist, unterstreicht die Notwendigkeit noch passgenauerer Behandlungsangebote zur psychischen Gesundheit“, sagt Gottfried Prehofer, Landeschef der DAK-Gesundheit in Bayern. Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand im Freistaat waren 2015 das Gesundheitswesen mit 4,1 Prozent sowie die Öffentliche Verwaltung, der Handel und das verarbeitende Gewerbe mit jeweils 3,7 Prozent. Den niedrigsten Krankenstand hatte der Wirtschaftszweig Bildung, Kultur und Medien mit 2,8 Prozent.
Für die Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Bayern aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Dabei ging es insbesondere um Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Beim Krankenstand im Freistaat zeigt sich: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 37 bei der Arbeit, bei Männern waren es 35 von 1.000.
Fehltage bei Herzinfarkt und Brustkrebs
Männer in Bayern leiden häufiger als Frauen unter Herz-Kreislauf-Problemen (72 Prozent mehr Fehltage). Sie haben knapp die Hälfte mehr Fehltage (48 Prozent) wegen Verletzungen und sind mehr als doppelt so oft von psychischen Störungen durch Alkoholmissbrauch betroffen (plus 116 Prozent). Frauen fehlen hingegen öfter wegen allgemeiner psychischer Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen plus 39 Prozent). Sie haben 59 Prozent mehr Fehltage wegen Krebsleiden, was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben“, erklärt Gottfried Prehofer. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. Diese Fälle bei den Männern werden von der Statistik, die sich ausschließlich auf Ausfalltage Erwerbstätiger bezieht, nicht mehr erfasst. Grundsätzlich sei das Krebsrisiko bei Männern und Frauen gleich. „Insgesamt ist der viel zitierte kleine Unterschied größer als gedacht“, sagt Prehofer. „Die Studie zeigt, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen Krankheitsprofilen betroffen sind.“
Schwangerschaft hat Einfluss
Wenn Frauen öfter im Job fehlen, spielt auch das Kinderkriegen eine Rolle. Komplikationen während der Schwangerschaft machen bei den 30- bis 34-jährigen Beschäftigten in Bayern mehr als sieben Prozent aller Fehltage aus. Schwangerschaftskomplikationen wie quälende Übelkeit erklären in dieser Altersgruppe 86 Prozent des Geschlechterunterschieds im Krankenstand.
Männer sind seltener beim Arzt
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen könnte sich auch durch den anderen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären lassen. Berufstätige Männer im Freistaat besuchen im Durchschnitt vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind fast sieben Mal in ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen herausrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt“, so Prehofer.
Frauen gehen häufiger krank zur Arbeit
Obwohl Frauen den höheren Krankenstand haben, schleppen sie sich sogar noch häufiger als Männer krank zur Arbeit. Experten sprechen vom Präsentismus: 65 Prozent der bayerischen Frauen waren 2015 mindestens einmal krank arbeiten, bei den Männern nur 60 Prozent. Als Hauptgründe gaben Frauen in der Befragung an, dass sie ihre Kollegen nicht hängen lassen wollten (86 Prozent) oder auch ihre Arbeit fertigstellen müssten (67 Prozent).
Auch kranke Kinder beeinflussen AU-Geschehen
Liegen ihre Kinder mit Fieber im Bett, melden sich Eltern gelegentlich selbst krank, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. In der Befragung sagte mehr als jede dritte bayerische Frau, schon einmal so vorgegangen zu sein. Bei den Männern war es nur jeder Zehnte. Demnach tragen Frauen noch immer einen größeren Anteil an der Betreuung kranker Kinder als Männer.
Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt DAK-Landeschef Gottfried Prehofer. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit stehe den Unternehmen in Bayern sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite.
Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von 372.000 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Bayern durch das IGES Institut ausgewertet.