Für etwa 12 Millionen Deutsche ist der Temperaturanstieg nicht nur mit positiven Frühlingsgefühlen, sondern auch mit einer verstopften Nase und tränenden Augen verbunden. Mit den besonders allergenen und damit “aggressiven“ Birkenpollen, die meist ab Mitte März fliegen und im April ihren Höhepunkt finden, haben die Pollenallergiker neben Hasel und Erle unter den Laubbäumen am meisten zu kämpfen. Laut einer Studie der Universität Wien leiden die Hälfe der Pollenallergiker, also rund 6 Millionen Menschen in Deutschland, unter Birkenpollen. Da sie besonders Allergien auslösend sind, zählen die Birkenpollen für Allergiker auch zu den größten Risikofaktoren für allergisches Asthma. Prof. Dr. F. Joachim Meyer, Chefarzt des Lungenzentrums München mit den Standorten Bogenhausen-Harlaching, gibt Tipps, wie Allergiker der Entwicklung einer Asthmaerkrankung vorbeugen.
Nehmen Sie Ihren Heuschnupfen ernst
Der klassische Heuschnupfen wird von vielen als Bagatelle angesehen, dabei kann er sich im Laufe der Zeit zum allergischen Asthma verschlechtern. Das passiert in einem Zeitraum von über zehn Jahren bei etwa einem Viertel der Pollenallergiker. In der Medizin spricht man dann auch von einem „Etagenwechsel“, da sich die allergischen Reaktionen dann nicht mehr nur im oberen Nasen-Rachen-Raum sondern auch im Bronchialbereich abspielen. Deswegen sollten Allergiker sich Pollen nur soweit nötig aussetzen und ihren Heuschnupfen frühzeitig und konsequent behandeln. Mit Medikamenten lassen sich nicht nur die Symptome lindern, sondern mit Langzeittherapien ist auch eine Hyposensibilisierung gegen die auslösenden Pollen möglich.
Verschaffen Sie sich Gewissheit
Eine Allergie entwickelt sich erst nach mehreren Pollenkontakten und kann daher manchmal auch erst im Erwachsenenalter zu stärkeren Beschwerden führen. Zudem sind die Symptome mit laufender Nase und tränenden Augen eher unspezifisch und werden von Betroffenen manchmal zunächst für eine verschleppte Erkältung gehalten. Wenn die Symptome nicht besser werden, sollten Sie deshalb Ihren Hausarzt konsultieren und sich Gewissheit verschaffen. Mit einem einfachen Hauttest, sog. „Prick-Test“,lässt sich nicht nur herausfinden, ob eine Pollenallergie vorliegt, sondern welche Pollen oder Gräser die Allergie auslösen. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto früher können Sie mit Maßnahmen gegensteuern und die Beschwerden auf Dauer so gering wie möglich halten.
Stadtmenschen müssen anders lüften
Während Menschen auf dem Land am besten abends lüften sollten, gelangen in der Stadt frühmorgens die wenigsten Pollen durch das Fenster in die Wohnung. Denn in der Stadt ist die Pollenkonzentration frühmorgens am geringsten, während sie in ländlichen Gebieten schon ab 19.00 Uhr deutlich zurückgeht. Allergiker könnensich als zusätzliche Sicherheit einen Pollenfilter für die Fenster zulegen, durch den die meisten Pollen abgefangen werden. Auch nach einem Regenschauer ist der Pollenflug gering und damit, unabhängig von Stadt und Land, die richtige Zeit zum Durchlüften und Durchatmen.
Die Pollen bestimmen den Rhythmus
Um die allergischen Beschwerden und das Asthma-Risiko möglichst gering zu halten, sollten Pollenallergiker ihren Tagesrhythmus und ihre Gewohnheiten in den Hochphasen ändern. Für ein pollenfreies Schlafzimmer ist es sinnvoll, die Bettwäsche im Frühling öfter als gewohnt zu waschen und die abgelegte Kleidung in einem anderen Zimmer aufzubewahren. Verlegen Sie die Dusche inklusive Haarwäsche außerdem am besten auf den Abend und achten Sie vermehrt auf Ihre Hautpflege, denn auch auf diesem Weg können die Pollen in den Körper gelangen.
Ab auf den Berg
Informieren Sie sich außerdem regelmäßig über die regionalen Pollenflugvorhersagen und meiden Sie gegebenenfalls den geplanten Wiesenspaziergang oder das Picknick. Das heißt aber nicht, dass Allergiker im Frühjahr alle Aktivitäten auf die eigenen vier Wände beschränken müssen. Bei Autofahrten können Pollenfilter in der Lüftung oder in der Klimaanlage die Pollenkonzentration im Fahrzeuginneren senken. Für Natur pur eignet sich vor allem ein Ausflug in die Berge, denn in der hohen Bergluft finden sich kaum Pollen. Auch ein Urlaub am Meer lässt Pollenallergiker durchatmen.
Quelle: München Klinik, Prof. Dr. F. Joachim Meyer, Chefarzt des Lungenzentrums München