Gesundheitsministerin Huml und DAK-Gesundheit eröffnen neue Fotoausstellung gegen Vorurteile über Adipositas-Patienten
Extreme Fettleibigkeit: Fast jeder vierte Erwachsene in Deutschland ist betroffen. Zwischen 1999 und 2013 hat sich die Zahl der Adipositas-Patienten mehr als verdoppelt. Jetzt diskutierten Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml und Bayerns DAK-Landesvertreterin Sophie Schwab mit Experten und Betroffenen die Situation. Dabei wurde von der DAK-Gesundheit ein Konzept vorgestellt, das bundesweit die Zahl der Betroffenen innerhalb von zehn Jahren um zwei Millionen senken könnte. Huml stellte die bestehenden Präventionsprojekte Bayerns vor und eröffnete die neue Fotoausstellung „schwere(s)los“, die ein Zeichen gegen die verbreiteten Vorurteile, Ausgrenzungen und die Stigmatisierung setzen soll. Bis 15. Dezember können Interessierte die Wanderausstellung im Bayerischen Gesundheitsministerium am Haidenauplatz 1 anschauen.
Adipositas gilt als Auslöser für zahlreiche Begleiterkrankungen, darunter Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Depressionen. Knapp ein Viertel der erwachsenen Männer und Frauen in Deutschland sind von Adipositas betroffen [DEGS1-Studie 2013].
Ministerin Huml betonte: „Um der Zunahme von Übergewicht und Adipositas im Freistaat aktiv entgegenzuwirken, unterstützen wir im Rahmen der Initiative „Gesund. Leben. Bayern.“ wegweisende Projekte. So fördern wir zum Beispiel das Projekt „GeliS – Gesund leben in der Schwangerschaft“. Denn: Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass auch ein erhöhter BMI der Mutter oder eine übermäßige Gewichtszunahme in der Schwangerschaft die Entstehung von Übergewicht begünstigen.“
Die Ministerin zeigte sich erfreut, dass die Adipositas-Raten bei den bayerischen Kindern im Einschulungsalter in den vergangenen Jahren rückläufig waren. Sie betonte zugleich: „Wir haben aber auch die Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter im Blick. Ein Kernanliegen unserer aktuellen Schwerpunktkampagne 2017/2018 zum Thema Seniorengesundheit ist es, die Menschen darüber zu informieren, wie wichtig körperliche Bewegung und gesunde Ernährung auch im Alter sind. Denn die Entstehung von Adipositas hängt eng mit unserer Lebensweise, insbesondere unserer Ernährung und körperlichen Aktivität zusammen.“
Laut DAK-Versorgungsreport Adipositas werden in Deutschland bislang nur sechs Prozent der extrem Übergewichtigen leitliniengerecht behandelt. Schwab schlug hierzu ein neues Versorgungskonzept vor. Danach sollen die Betroffenen möglichst früh angesprochen und ihre Ernährungstherapie optimiert werden – verknüpft mit einer systematischen Langzeitbetreuung. Hausärzte könnten hier eine wichtige Lotsenfunktion übernehmen. „Diese Herangehensweise gibt es bislang in unserer Regelversorgung nicht“, erklärt Schwab. Ferner sollte die Ernährungstherapie in Deutschland als Heilmittel zugelassen werden, damit Patienten unkompliziert davon profitieren können. Vom Konzept könnten im ersten Schritt pro Jahr 15 Prozent der fettleibigen Menschen profitieren. Folge laut Hochrechnung: Zehn Jahre nach Umstellung wären zwei Millionen Menschen weniger adipös als bei heutiger Versorgung.
Ernährungswissenschaftlerin Dr. Christina Holzapfel vom Institut für Ernährungsmedizin des Klinikums rechts der Isar, Dr. Veronika Hollenrieder, Internistin und Diabetologin im Ambulanten Diabeteszentrum Unterhaching und Adipositas-Patientin Corinna Onay ergänzten die Podiumsdiskussion im Bayerischen Gesundheitsministerium.
Fotoausstellung soll Sichtweise auf Betroffene verändern
„Adipöse haben in unserer Gesellschaft ein schweres Los. Sie kämpfen gegen Pfunde und Vorurteile“, sagt Sophie Schwab, Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit Bayern. Laut dem „XXL-Report“ der DAK-Gesundheit werden fettleibige Menschen in Deutschland häufig stigmatisiert und ausgegrenzt. 71 Prozent der Bevölkerung finden stark Übergewichtige unästhetisch. Jeder Achte vermeidet bewusst Kontakt zu Betroffenen. „Mit der Ausstellung wollen wir deshalb zum Nachdenken anregen und die Sichtweise auf Adipositas verändern.“ Sie ist Teil der bundesweiten Aufklärungskampagne von DAK-Gesundheit und Johnson & Johnson Medical zu krankhaftem Übergewicht. Sie sei ein wichtiger Schritt, um Adipositas in die öffentliche Diskussion zu bringen und mit der Stigmatisierung der Betroffenen Schluss zu machen. Die Wanderausstellung „schwere(s)los“ macht jetzt im bayerischen Gesundheitsministerium halt. Die 26 großformatigen Bilder stellen die Krankheit und die Betroffenen ganz unterschiedlich dar – als schwerelos Schwimmende unter Wasser oder als im eigenen Körper Gefangene, die nicht aus ihrer Haut können.
Foto: Melina Hipler/DAK-Gesundheit